Glauben und Religion

Die Religion der römischen Antike war eine polytheistische, die für sämtliche Zustände und Naturgewalten eine göttliche Vertretung vorsah. In der ursprünglichen Tradition des römischen Glaubens war der Alltag von dem Einfluss der verschiedenen Geister und Gottheiten geprägt. Diese – so glaubte man – konnten sich einmischen, milde gestimmt werden und ihnen mussten Opfer dargebracht werden. Zu ihnen zählten diese Numina als allgegenwärtiger Geister, wie beispielsweise Lares und Penates als diejenigen, die über den Haushalt und die Nahrung herrschten, die Göttin Vesta als Beschützerin des Herdes und Pater Familias als Schutzgeist. Im Gegensatz zu den meist wohlgesinnten Geistern des Haushalts gab es die Manes, die Geister des Todes, die man sein Leben lang versuchte möglichst gut zu stimmen. Diese Religion war ein Glaube des Volkes, vor allem der landwirtschaftlich tätigen, ärmeren Bevölkerung.

Die Numina erlangten nach und nach größere Bedeutung und wurden zu Göttern emporgehoben. Zu ihnen zählte die wichtige Dreifaltigkeit von Jupiter, Quirinus und Mars. Im Laufe der Geschichte änderte sich diese Zusammensetzung und so waren später Jupiter, Juno und Minerva die wichtigsten Gottheiten. Diese entsprachen einer Familie, wobei Jupiter der Gott des Himmels war und Juno seine Frau. Minerva, die Tochter der beiden, wurde als Göttin der Weisheit verehrt.

Von irdischer Vertreterseite war der „pontifex maximus“ das Oberhaupt der Religion. Dieses Amt nahm seinen Anfang unter Julius Caesar und war fortan in der Kaiserzeit ein erbliches, welches politische und religiöse Autorität miteinander verband. Die Organisation war sehr geordnet und – zumindest nach außen hin – diszipliniert. Es gab Orden und Priesterschaften, die Mitglieder auserwählten und Opfer darbrachten. Auch Frauen spielten eine Rolle im Ordensleben, etwa als Vesta-Priesterinnen, die besonders hoch geschätzt wurden. Diese Vestalinnen kamen meist aus reichen Familien und wurden schon im Kindesalter bestimmt. Sobald sie jedoch in ihrer 30 jährigen Dienstzeit eine Unkeuschheit begangen, wurde dies mit der Todesstrafe geahndet.

All diese Vorstellungen herrschten im alten Rom und wurden durch den Einfluss der Griechen mit der Zeit modifiziert. Das Glauben an den Olymp, den Götterberg, die griechische Philosophie und deren Beziehung der Menschen zu den Göttern änderten die römische Kultur und Glaubensauffassung. Die Römer hatten für jeden Lebensabschnitt, für sämtliche Gefühle, Tugenden und Naturkräfte eigene Gottheiten, doch betrachteten diese im Gegensatz zu den Griechen eher nüchtern und schmückten die Geschichten über sie nicht mit Details aus privaten Leben der Angebeteten. Ein anderer Einfluss war jener der Ägypter, der sich etwa in der Anbetung der Isis ausdrückte. Doch welcher göttliche Beistand auch angebetet wurde, dazu gehörten in jedem Fall feste Rituale, Prozessionen und Kulte. Die Themen Magie, Unsterblichkeit, Wunder und Geheimnisse spielten in jedem Fall eine tragende Rolle im Alltag der römischen Bevölkerung.

Zu Kontroversen mit anderen Religionen kam es vor allem, als das Christentum an Popularität gewann. Grundsätzlich galten die Römer als verständnisvolle Gläubige, die sämtlichen „fremden“ Göttern einen Platz einräumten, so lange der Glaube in Friede ausgeübt wurde. Der Unterschied mit den Christen lag vermutlich in deren Ablehnung jedes anderen Gottes. Diese Intoleranz brachte den Christen die Verfolgung ein und sie mussten hart für ihre Religion kämpfen und viele Jahre der Vernichtung in Rom durchleben. Doch das Christentum war auch fast über zwei Jahrhunderte lang die Staatsreligion, sowohl im west- als auch im oströmischen Reich. Oft wurde die alte sakrale Vorstellung mit dem neuen Christusgedanken verknüpft. Unter Konstantin wurde das Christentum zur offiziellen Religion, wobei die Verflechtung zwischen Staat und Kirche durch Steuerprivilegien und Schenkungen an die Kirche zu deren Reichtum führte. Ideen und Konstrukte wie die Erbsünde und die ewige Jungfräulichkeit Marias wurden in römischer Zeit genau definiert und unterstrich den moralischen Charakter.

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