Kriegskunst und Militär

Ein tragender Grund, warum das Römische Reich zu solchem Ausmaß und solcher Macht kam, war sicherlich die römische Armee. Wie auch auf anderen Gebieten waren die Römer sehr diszipliniert und geordnet, abgesehen davon war sie bestens ausgerüstet. Ein junger Mann trat im Alter von 18 Jahren in die Armee ein und diente dort normalerweise 16 Jahre lang. Die römische Armee ließ sich während der Kaiserzeit in vier Teile gliedern: Die kaiserliche Leibgarde bestand aus Prätorianern und war nur in Rom stationiert, weiters gab es Legionen, welche Feldartillerie und riesige Trosse hatten, Auxiliartruppen und die Flotte. Unter den Legionären gab es wiederum vier Arten von Soldaten: die Hastati und Principes verteidigten die erste Gefechtslinie und kämpften an erster Front in voller Rüstung und mit Schwert und Wurfspießen. Dahinter kamen die älteren Triarii zum Einsatz und zu guter Letzt waren die Velites als Schützen im Einsatz. Die Legionen folgten einer streng durchgeplanten, kalkulierten Hierarchie, hatten einen Legat als Vorstand und zählten etwa 5000 Mann.

Die römische Armee, die etwa Karthago besiegte und Italien eroberte, entsprach in etwa einem Milizheer. Es bestand hauptsächlich aus Bauern, die als Legionäre nur dienten, wenn sie eigenen Besitz und teure Waffen und Rüstungen vorweisen konnten. Sie hatten ausgeklügelte Taktiken und kämpften sehr zäh. Das Modell dieser Armee, in dem die Krieger im Sommer kämpften und dann zu ihren Landwirtschaften zurück kehrten, konnte allerdings den immer länger andauernden Schlachten und Verteidigungen nicht mehr stand halten. Deshalb wurde das Militär später auf ein Berufsheer umgestellt, wobei hauptsächlich Männer der armen, städtischen Bevölkerung rekrutiert wurden. In dieser professionellen Form des Heeres wurden die Männer gering entlohnt, bekamen gutes Material, verpflichteten sich für eine fixe Zeit die bis zu 25 Jahre dauern konnte und genossen gutes Training.

Als Waffen trugen die Legionäre Speer (pilum), Schwert (gladius) und einen rechteckigen Schild (scutum). Mit dieser Organisation und Ausrüstung wuchs das römische Heer zu seiner Blütezeit auf eine 150 000 Mann starke Armee an, um das Reich zu vergrößern und – was immer wichtiger wurde – zu verteidigen. Diese ergaben sich aus 30 Legionen zu je 5000 Mann, wobei jede Legion wiederum aus 10 Kohorten bestand. Eine Kohorte umfasste 480 Mann, die sich aus 80 Mann starken Zenturien (6 an der Zahl) zusammen setzte. Der Zenturio war der Vorsteher einer solchen Zenturie und ein ranghoher, erfahrener Soldat.

Eine tragende Rolle spielten neben den kämpfenden Legionen auch die Hilfs- oder Auxiliartruppen. Ihre Aufgabe war es, in Form von leicht bewaffneten Kämpfern aus der Provinz und Infanterie, Reiterei und Bogenschützen, die Legionäre zu unterstützen, was oft mit dem Erhalt der – für sie vererblichen – römischen Staatsbürgerschaft einherging. Dazu kamen noch erfahrene Spezialisten auf den Gebieten der Medizin, weiters Handwerker wie Tischler, Köche oder auch Schreiber, die mit am Feld waren.

Wie bereits erwähnt wurde die Verteidigung des Reiches immer wichtiger und diese ist etwa an dem Bau eines Grenzwalls oder Limes teilweise noch heute sichtbar. Unter Kaiser Hadrian hatte die römische Expansion ihren Höhepunkt und gleichsam ihre Grenzen erreicht, da dessen Regentschaft von dem Ende der weiteren Eroberung neuer Gebiete geprägt war. Besondere Berühmtheit erlangte der von ihm beauftragte Bau des Hadrianwalls um 122. Die Römer hatten zusehends das Problem der Unüberschaubarkeit und schwierigen bürokratischen Kontrolle einerseits und den zunehmenden Einfällen fremder Völker andererseits. Etwa die Barbarenvölker (wozu jene zählten, die kein griechisch sprachen und keineswegs um so vieles grausamer als die Römer waren, wie ihr Name heute vermuten lässt), übten immer größeren Druck gegen die Grenzen aus, sodass man immer neue Wälle befestigte und schließlich mit dem Bau des Hadrianwalls ein imposantes Zeugnis über die römische Baukunst und deren Durchhaltevermögen ablegte. Der Wall ist 117 km lang und veräluft durch den Norden Englands, wobei er aus fünf Meter hohen Mauern bestand und alle 150 m einen Turm aufwies und nach jeder Meile eine Wachstation errichtet wurde. Der Fokus der militärischen Arbeit lag eindeutig bei der Armee zu Land, obwohl die Römer auch zu See Flotten hatten mit welchen sie ihr Gebiet auf dem Meer verteidigten, etwa in der Schlacht gegen die Karthager. Doch mit dem Niedergang des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert ging es auch mit der Seemacht zu Ende.

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