Medizin im römischen Reich

Es waren bereits viele Krankheiten – wie etwa Erkältung, Tuberkulose, Malaria – bekannt und die Römer litten unter vielen verschiedenen Erkrankungen, unabhängig von ihrer Klasse. Verbreitete Leiden waren z.B. Haut-, Augen- und Zahnprobleme. Vor allem aber war die ärmere Bevölkerung von Mangelkrankheiten betroffen. Wissenschaftliche Medizin, jene die sich nicht nur mit der heilenden Wirkung der Götter befasste, ging bereits auf die Griechen zurück. Hippokrates legte den Grundstein der forschenden, empirischen Medizin und die Römer lehnten ihre Behandlungsmethoden auch an ihn an.

Eine Besonderheit der römischen Medizin war der hohe Stellenwert des heilenden Wassers. Thermen und Heilbäder wurden nicht nur aus hygienischen und sozialen Gründen errichtet, sie sollten auch präventiv gegen körperliche Leiden eingesetzt werden und dienten als Behandlungsform.

Zu den bekanntesten Ärzten und Berichterstattern der römischen Medizin zählten Celsus, Plinius und Galus. Plinius (24-79 n.Chr.) beanstandete etwa die Einstellung der Mediziner zu ihrem Beruf, da er meinte, man sollte keinen Gewinn aus dem Leiden anderer ziehen können. Er kritisierte die hohen Einkommen der damals oft eingesetzten griechischen Ärzte am römischen Kaiserhof. Galus hingegen beschäftigte sich als einer der ersten mit der menschlichen Anatomie, untersuchte die Muskulatur und das Skelett und befasste sich mit Psychologie.

Es ist umstritten, in welchem Ausmaß die Römer wirklich an natürliche Zusammenhänge und biologische Pathologie glaubten, da sie oftmals ihre Krankheiten und Leiden als Strafe Gottes interpretierten. Grundsätzlich spielte die Religion in der Medizin eine tragende Rolle, da man auch glaubte, eine Krankheit von einer Gottheit geschickt bekommen zu haben, ebenso wie es möglich gewesen sei, durch Beten und Götterverehrung geheilt zu werden. Der wichtigste Gott war Aesculap, die römische Version des griechischen Gottes Asklepios. So wurde nach damaliger Vorstellung eine Behandlung oder die Idee dazu durch Hilferuf an die Gottheit, oder aber durch Eingebung in einem Traum erlangt.

Die Medikamente, Kräuter und „Drogen“, die zur Therapie eingesetzt wurden, waren natürlichen Ursprungs und es ist umstritten, inwiefern es sich um religiöse oder medizinische Therapien handelte. Oft waren Wahrsagerinnen, Scharlatane und Ärzte in die Behandlung mit magischen Kräutern involviert und es wurden beispielsweise Anis, Fenchel, Pfefferminze, Basilikum und Dill eingesetzt. Diese Medikamente – meistens wurden Pflanzen verwendet, selten Stoffe tierischen oder mineralischen Ursprungs – sollten gegen verschiedenste Beschwerden der inneren Organe, Lungenentzündungen, Atemschwierigkeiten, Augenschwäche bis hin zur Austreibung der Melancholie wirken.

Unter denjenigen, die sich wissenschaftlich mit Medizin beschäftigen, gab es einige Experten auf verschiedenen Gebieten und die römische Kaiserzeit wurde eine Ära der ärztlichen Spezialisierungen. So erfuhren die Geburtshilfe, die Augenheilkunde, Chirurgie, aber auch die Behandlung von gynäkologischen, Nieren- und Blasenkrankheiten eine intensivere Zuwendung.

Die vorherrschenden Seuchen sind nicht alle bekannt und deren Ursprung ist auch bis heute nicht klar, da die Anwesenden Personen – soweit sie selbst noch nicht infiziert waren – nicht lange genug als Beobachter vor Ort waren. In den römischen Armeen gab es eigene Doktoren und medizinisches Personal. Die normalerweise eher selten durchgeführten chirurgischen Eingriffe – es gab damals keine Narkosen oder Anästhesisten, weshalb solche Eingriffe oft als schmerzhafte „Fleischerarbeiten“ verrufen waren – wurden auf Feldzügen durchgeführt, um den betroffenen Soldaten am Leben zu halten. Verbreitete medizinische Instrumente und Geräte beinhalteten Messer, Pinzetten, Zangen, Scheren, Klammern und bereits verschiedene Arten von Sonden. Zur Linderung der Schmerzen wurde die Altraunwurzel eingesetzt, dennoch verstarben viele Patienten an den Folgen eines Schocks oder einer Infektion nach operativen Eingriffen, oder aber der verbreitete Aderlass – welcher bis ins 19. Jahrhundert praktiziert wurde – endete mit dem Tod des Erkrankten.

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