Handelswege und Reiserouten

Handel und Verkehr waren im römischen Reich durch ein Netz von befestigten Straßen, Brücken und Seewegen miteinander verbunden, was in der Antike als einzigartig galt. Dieses Netzwerk erleichterte sowohl die Verteidigung gegen fremde Armeen, als auch die Verbreitung von Erzeugnissen, Mode, Gewürzen, Brauchtum und auch Gedankengut. Diese gute Infrastruktur stellte unter anderem eine Basis für die Eroberung und kosmopolitische Zusammensetzung des Reiches dar.

Die erste große Römerstraße wurde zum Zweck der schnelleren Fortbewegung der Soldaten errichtet. 312 v. Chr. legte man die Via Appia an, die Rom und Capua – in der Nähe von Napoli – verband. Die Straßen waren im Gegensatz zu keltischen und germanischen Straßen auch bei feuchten Bedingungen zu benützen und verliefen geradlinig und ohne große Niveauunterschiede. Je nach Schichtung und Materialen (meist Steine, Kies, Sand und daruaf Pflastersteine, sowie seitliche Abgrenzungen und Rinnen) wurden verschiedene Arten von Straßen mit unterschiedlichen Zwecken unterschieden.

Diese Technik der Steinpflasterung für Fernstraßen wurde unter Gaius Iulius Caesar eingeführt als er Proconsul in Gallien war. Die „Via Publica“ war eine Staatsstraße, die „Via Militaris“ diente zu Armeezwecken, die „Via Vicinalis“ war eine Provinzstraße und die „Via Privata“ knüpfte Netze zwischen privaten Gutshöfen und Zivilsiedlungen.Um den Reisenden anzuzeigen wie weit sie schon waren, gab es neben den Straßen Meilensteine. Um für das leibliche Wohl zu sorgen gab es Tavernen und Gasthäuser entlang der Routen. Das Postnetz wurde zu dieser Zeit sehr gut ausgebaut – unter Kaiser Augustus eingerichtet – und stellte eine teure, aber recht zuverlässige und schnelle Variante dar, in Kontakt zu bleiben.

Drei große Verkehrswege, zu Reise- als auch Handelszwecken genutzt, führten aus dem südlichen Italien in den Ostalpenraum. Die meisten Routen gingen von Aquileia aus, da diese Stadt den großen Überseehafen beherbergte, um Seehandel zu betreiben. Die erste Route führte von Aquileia über das Kanaltal, Villach, Hohentauern, Trieben, Liezen, Pyhrnpass bis Wels. Es gab immer wieder Abzweigungen in andere Städte, sowie alternative Routen wie etwa nach Salzburg (Iuvavum). Die Tauernstrecke erwies sich als besonders schwierig zu bauen und passieren, da die Steigung sehr groß ist (mehr als 8%) und die Strecke sehr schmal.

Von Salzburg führte eine Straße bis nach Augsburg. Die zweite große Route führte von Aquileia über die sogenannte Bernsteinstraße, Ljubljana, Flavia Solva, Steinamanger und Ödenburg nach Carnuntum (Petronell). Die dritte der großen Handels- und Reisestraßen begann mit der Via Claudia in Verona, führte über das südtirolerische Sterzing (Vipiteno) über den Brenner, Innsbruck, Bozen, den Reschenpass, Landeck, den Fernpass und schließlich nach Augusta Vindelicum. Die wichtigste Ostwestverbindung war die Limesstraße, welche entlang der Donau bestand und meist Militärlager und Städte verband.

Die wohl bekannteste und bedeutendste Straße dieser Zeit ist die Bernsteinstraße. Darunter werden die Handelswege verstanden, die im Norden von der Ostsee, der westlichen Nordsee bis hin zur nördlichen Adria und nach Rom verlaufen. Die römische Bernsteinstraße war eine Verbindung, die auch winterlichen Bedingungen Stand hielt und von Aquileia bis ins österreichische Carnuntum an der Donau reichte. Laut Aufzeichnungen Plinius des Älteren (23-79 n. Chr.) wurde diese Verbindung verwendet, um Bernstein von der Ostseeküste bis nach Aquileia zu transportieren.

Doch bereist vor der Römerzeit wurde dieser als wichtiger Handelsweg genutzt. Der frühere Verlauf lässt sich vermutlich so rekonstruieren, dass die von Norden kommende Straße im heutigen Österreich bei Carnuntum verlief, dann unter Umgeung der Alpen nach Scarabantia führte (heutiges Sopron, Ungarn), weiteres nach Szombathely, Ljubljana nach Aquileia. Zwischen den – heute in Ungarn liegenden – Städten Sopron und Szombathely verlief die Route durch das heutige mittlere Burgenland, woran der Ortsname Bernstein noch erinnert.

Das österreichische Gebiet spielte im römischen Reich aufgrund seiner Bodenschätze eine bedeutende Rolle. Hier wurde schon in vorrömischen Zeiten Bergbau betrieben, Erze abgebaut und Salz gewonnen. Ebenso spielten Hölzer (Tannen, Fichten, Eichen) und Kräuter eine Rolle im Handel.

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